Charakterhintergrund Händler

Auf einfachen Wunsch einen einzelnen Dame krame ich schnell mal einen Hintergrundgeschichtenanfang raus, den ich für einen DnD-3.5-Charakter verfasst hatte. Der Mensch war ein Rogue/Sorcerer, der hauptsächlich als Händler durch die Welt zog und magische Artefakte vertickte. Sehr witzig zu spielen.

Der Bettler, der in einer schmierigen schmalen Gasse in Hafenviertel von Luskan auf ein schmutziges Bettlaken stieß, hoffte nur auf ein paar leicht verdiente Kupferstücke. Stattdessen fand er sich mit einem Kind im Arm wieder, welches aufwachte, verwirrt in sein ungewaschenes Gesicht schielte und anfing, mörderisch zu schreien. Die Gasse hallte wider. Alle Versuche, das Balg zu beruhigen, gingen im Echo unter. In letzter Not stopfte der Bettler dem Kleinen seinen dreckigen Finger in den Mund, und mit einem Schlag hörte man nur noch ein konzentriertes Nuckeln. Gerettet — aber was nun? Wohin mit dem Schreihals?

Fünf Jahre später…

Kurre war glücklich. Auf dem Weg zum Hafen war ein Händler mit ihm zusammengestoßen, der ihm zur Entschuldigung für seine Unaufmerksamkeit seine Geldbörse geschenkt hatte, ein kleiner Ausflug über die Mauer eines Obstgartens hatte ausser zwei Besenhieben auch einen halben Kittel voller Äpfel eingebracht, und die großen Jungs waren an einem anderen Pier damit beschäftigt, die Kohlfresser zu verprügeln und kümmerten sich nicht um ihn. Und wenn das angekündigte Schiff aus dem Süden heute noch ankam, dann konnte er  bestimmt noch ein paar Matrosen in die „Feuchte Spalte“ lotsen und die Provision abstauben.
Er war reich und satt und die Sonne schien, was wollte man mehr?

Fünf Jahre später…

Kurre war gar nicht glücklich. Um an diesen Scheiß-Stab zu kommen war er in Verkleidung an zwei Wachen vorbeimarschiert, eine Efeuranke im Wirtshaus-Innenhof emporgekraxelt, auf einem handbreiten Sims die halbe Wand entlanggeklettert und durch ein verschlossenes Fenster in das Zimmer und an die Truhe gelangt, die durch zwei, ZWEI! Fallen gesichert gewesen war. Und der Rückweg über die Dächer war auch nicht ohne gewesen. Und jetzt saß dieser feiste Drecksack ihm gegenüber und wollte den Preis nicht zahlen, den sie ausgemacht hatten! Scheiße.

„Wir hatten fünfhundert ausgemacht, also zahlst Du auch fünfhundert, verdammt! Ist doch scheißegal, wie alt ich bin! Du zahlst dem ollen Malmur sein Geld doch auch nicht, weil er ne Familie hat, sondern weil er’s wert ist! Und ich hab das Teil mitgebracht, also bin ich mein Geld auch wert! Und komm mir nicht mit ‚Damit kannste doch noch garnichts anfangen‘, Du Nase, sonst hau ich Dir das Ding über die Pläte und geh damit zum Stotterer, der zahlt schon!
Und hör auf zu grinsen! Hey, pfeif Deinen Gorilla zurück! Aua!“

Alles schien ruhig, aber nur die Vorsichtigen lebten lange. Bevor er in die Hintergasse hinaustrat, schaute er zur Sicherheit nochmal durch das kleine Stückchen Glas, das in die Tür eingelassen war.
Kein Mensch zu sehen, nur Schatten und Pfützen. Leise öffnete er die Tür und lauschte eine Weile, dann glitt er hinaus, eine Hand auf seinem Kurzschwert. Tatsächlich keiner da. Anscheinend war der Kampflärm im Regen untergegangen, oder die Nachbarn, erfahren wie sie waren, hatten beschlossen, noch ein Weilchen zu warten, bevor sie sich an die Bergung des Nachlasses machten. Zügig schritt Kurre durch die Straßen des Hafenviertels, fort von einem Kellerraum mit Brandspuren an den Wänden und zwei verkohlten Leichen auf dem Boden, und plante seine nächsten Schritte. Auf jeden Fall ein Besuch bei Kassa, sie hatte sich noch einen Bonus verdient für die prompte Analyse des Stabes. Wenn er in diese Verhandlung gegangen wäre, ohne zu wissen, dass er einen Stab des Blitzeschleuderns mit noch siebenundzwanzig Ladungen trug, dann hätte er sich vermutlich glatt auf Digus Erpressung eingelassen oder aber im darauffolgenden Kampf den Kürzeren gezogen. Vermutlich verdankte er Kassa sogar sein Leben.
Nachdenklich trommelten die Finger seiner linken Hand auf das Holz des Stabes (Esche, alt: ein Stab des Blitzeschleuderns mit noch fünfundzwanzig Ladungen), während seine Füße ganz von alleine schlichen und seine Augen schauten.
Mist. Er musste dringend zusehen, dass er seine Verkleidungskünste verbesserte. Nicht, dass er Angst vor einem Rachefeldzug hatte: Digu war ein Arschloch ohne Freunde gewesen, und wenn er nicht immer die Hälfte seines Geldes in den Halbork-Gorilla gesteckt hätte, wäre ihm längst was zugestoßen. Nein, Angst hatte er nicht, aber es war ärgerlich, dass die Leute einen Verhandlungspartner nicht recht ernstnahmen, wenn der noch zu jung war, um einen Bart zu tragen.
Höchste Zeit, das zu ändern.

Ein ruhiger Schritt vor ihm riss Kurre aus seinen Überlegungen: da war wohl ein Fremder im Viertel unterwegs. Schlagartig besserte sich seine Laune, und er begann, sich dem abendlichen Spaziergänger zu nähern. Zwei, drei leise Sprünge über Pfützen später schlich er hinter einem alten Mann in Reisekleidung her, ein Händler aus dem Umland wohl, der sich auf dem Weg in sein Wirtshaus verlaufen hatte.
Keine Waffe zu sehen, nur ein dicker Beutel am Gürtel, und das Opfer schien völlig in Gedanken versunken. Ideal.

Als er wieder zu sich kam, war er gelähmt. Er lag auf dem Rücken in einer Pfütze, der Regen nieselte ihm in die Nase, und sein „Opfer“ hatte sich bequem vor ihm auf die Hacken niedergelassen und betrachtete ihn versonnen. „Ah, hallo, guten Morgen! — oder Abend, wie man’s nimmt. Tja. Ich würde jetzt ja gerne wissen, wie Du heißt, aber das muss wohl noch ein wenig warten. Egal. Ein schöner Stab übrigens, den Du da hast. Mächtig. Ich frage mich, woher Du ihn hast…?“ Ein prüfender Blick stach unter der albernen Pelzmütze hervor, aber auch ohne Lähmung hätte Kurre nicht geantwortet.
„Hmmm… aber das kriegen wir schon raus. Aus dem großen Magierturm wirst Du ihn wohl nicht haben, und allzuviele Wirtshäuser gibt es hier ja nicht, in die sich gerade Zauberkundige einquartiert haben. Ja, das kriegen wir schon raus… aber ich frage mich, ob Du es mir nicht freiwillig verraten möchtest. Keine Angst, ich werde Dich schon nicht verraten, es geht mir nur darum, das Artefakt wieder zurückzugeben. Und außerdem… Hmmm…“ Ein weiterer stechender Blick. „Pass auf, ich mache Dir ein Angebot…“

Fünf Jahre später…

3 Antworten zu “Charakterhintergrund Händler

  1. Dankeschööööön! Freu^^ Ma guggen, ich revanchier mich… Rauskruschtel, wo hab ich noch was auf deutsch .. seufz…

  2. So…. spät aber besser als gar nicht.
    Ein bisschen weniger und ein bisschen mehr als ein char-background:
    http://secretslash.wordpress.com/touche/
    und…. ansonsten hab ich gern Proust-questionnaires anstelle von character sheets:
    http://secretslash.wordpress.com/alans-proust-questionnaire/
    nur einer meiner Chars, aber grad mein liebster ;)

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