Mein Vorfahr väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin war ein kreuzbraver und grundehrlicher Mann.
Und weil er nicht nur kreuzbrav war und grundehrlich, sondern auch neugierig wie eine junge Katze, verließ er schon in jungen Jahren das heimatliche Ortelsburg in Ostpreußen und zog in die Welt hinaus, und nach vielen Abenteuern kam er schließlich auch an die italienische Küste, von wo aus er am Horizont gerade noch die große und schöne Insel Korsardikanien ausmachen konnte. Mein Vorfahr hatte schon viel von den schönen Mädchen Korsardikaniens gehört und von der guten Küche dort, und so machte er sich sofort auf den Weg.
Zum Glück war mein Vorfahr väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin nicht nur neugierig wie eine junge Katze, sondern konnte auch schwimmen wie ein Fischotter, und so dauerte es nicht lange, bis er nass, aber guter Dinge, an der korsardikanischen Küste ankam. Er wanderte eine Weile kreuz und quer über die Insel, probierte hier und da die Küche und die Mädchen, legte so nebenbei dem schwarzen Korsaren das Handwerk, nach dem die Insel benannt worden war und erlebte auch sonst noch einige kleine Abenteuer, und wie er so wanderte und probierte und Handwerk legte, kam er schließlich auch an einen Fluss, der führte gerade Hochwasser und hatte die Brücke eingerissen. Eine Kutsche stand vor der eingestürzten Brücke, mit zwei Pferden und einem Kutscher und einer verzweifelten wunderschönen jungen Edeldame.
Mein Vorfahr väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin war ein hilfsbereiter Mann und ritterlicher als die meisten Ritter, und so bot er natürlich gleich seine Hilfe an. Und weil er nicht nur ritterlicher war als ein Ritter, sondern auch stärker als ein Ochse, setzte er einfach die Dame in die Kutsche, den Kutscher auf den Kutschbock und die Pferde auf das Kutschendach, nahm erst die Kutsche auf die Schultern und dann ein paar lange Schritte Anlauf und sprang in einem gewaltigen Satz über den Fluss. Hei, was für ein Sprung das war! Doch just in dem Moment, als er absprang, krachte es, dass ihm fast das Herz stillstand. Da fürchtete er schon, dass die ganze Kutsche zerborsten sei, aber als er sie am jenseitigen Ufer absetzte, da waren Kutsche, Kutscher, Pferde und Edeldame wohlauf und unversehrt. Er wandte er sich um, blickte hinter sich und sah gerade noch in der Ferne den gesamten südlichen Teil der Insel im Dunst verschwinden.
Da war guter Rat teuer. Mein Vorfahr setzte sich unter einen Baum, trank erst einmal einen Schluck und überlegte gerade bei sich, wie man so eine Insel einfangen und anflicken könnte, da rottete sich auch schon eine Horde Korsardikaren zusammen, die recht gern mit ihm ein paar Wörtchen geredet hätten über die plötzliche Teilung ihrer Heimat. Aber weil mein Vorfahr väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin nicht nur stark war wie ein Ochse, sondern auch weise weit über seine Jahre hinaus, beschloss er, dass er nun genug gesehen habe von Korsardikanien, und dass es in Südfrankreich doch auch schöne Mädchen und eine gute Küche gäbe, und er sprang ins Meer und hörte erst auf zu schwimmen, als er Marseille erreicht hatte.
Ja, und so kam es, dass Korsika und Sardinien heute zwei getrennte Inseln sind.
Diese Geschichte mag sich vielleicht märchenhaft anhören, aber sie ist eine wahre Geschichte, denn ich habe sie von meinem eigenen Vater gehört, und der wiederum von seinem Vater, und so weiter, bis zurück zu meinem Vorfahren väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin. Und der hat in seinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal gelogen, denn…
mein Vorfahr väterlicherseits Friedrich Fürchtegott Severin war ein kreuzbraver und grundehrlicher Mann.