Archiv der Kategorie: Zeitgeschehen

Bakker muss zahlen!

Durch einen Kommentar hier habe ich davon erfahren und mal gegooglet: endlich hat mal jemand geklagt — und Bakker muss zahlen!

Begründung:

Ein Durchschnittsver­braucher müsse annehmen, dass ihm 50.000 Euro überwiesen werden.

„Lediglich bei genauem Studium und engagiertem Lesen der kleingedruckten Textteile“, steht in dem noch nicht rechtskräftigen Urteil, „ist es möglich, dass bei einem juristisch gebildeten Verbraucher gewisse Zweifel aufkommen.“

Es sei in den Unterlagen sogar davon die Rede, dass der Gewinn „so schnell wie möglich ausbezahlt“ werde und die Gewinnerin „mit niemandem zu teilen brauche“. Das Gericht sprach auch vier Prozent Zinsen und 8300 Euro Verfahrenskosten zu.

(Quelle: KURIER.at)

Aber vermutlich wird Bakker in die Berufung gehen. Irgendwie muss die Rechtsabteilung ja ihre Existenz rechtfertigen.

 

Trauerkleidung

In meinem schwarzen Anzug habe ich schon viele schöne Dinge erlebt, meine Hochzeit zum Beispiel, ein paar Gesangs-Auftritte oder einen Abend als Hercule Poirot. Je nach Anlass kann man so einen Anzug kombinieren mit den unterschiedlichsten Anzughemden, mit Fliegen und Krawatten. Nur die schwarze Krawatte darf ausschließlich für Beerdigungen aus dem Schrank, und dann auch nur und ausschließlich die schwarze Krawatte.

Wenn ich jetzt aber die letzten Jahre Revue passieren lasse, dann fällt mir auf:

Es läuft was falsch im Leben, wenn es mehr Gelegenheiten für die schwarze Krawatte gibt als für eine Fliege.

:-(

Bakker, Bakker und kein Ende

Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute sich von Bakker und deren Werbestrategie veralbert vorkommen. Die Kommentare zum Artikel „Bakker hat 50.000 Euro verlost?“ kommen mittlerweile täglich, und es ist immer dasselbe Lied: einen Brief von Bakker gekriegt, das Gewinnversprechen geglaubt, drauf geantwortet, nie wieder was gehört. Man sollte meinen, dass sich mittlerweile genug Leute bei Bakker beschwert haben müssten, dass sogar deren dummdreiste Marketingfuzzis den Wink mit dem Zaunpfahl gekriegt haben sollten.

Offenbar muss man da dickere Geschütze auffahren. Dummerweise fehlt mir inzwischen völlig der Anlass, denn wir haben seit Jahren schon keine weiteren Bakker-Gewinnspiel-Briefe mehr gekriegt — sind wir bei denen auf einer schwarzen Liste gelandet? Und die Briefe von damals sind längst zu Klopapier oder ähnlichem recyclet, das kann ich also auch nicht mehr zum Aufhänger nehmen.

Vielleicht sollte einfach mal die BILD-Zeitung eine ihrer plumpen Kampagnen starten, mit einer Riesenschlagzeile wie  „Millionen von Deutschen sagen: Herr Bakker, hören Sie auf, uns zu verarschen!“. Das dürfte innerhalb von 72 Stunden für eine grundlegende Änderung der Bakkerschen Werbestrategie sorgen…

Neulich, auf Spiegel Online…

Gewährschüsse? Oh, SPON — also ährlich…

Guttenberg: Aufstieg durch Leistung

Man mag ja zu Guttenberg für einen tollen Hecht halten, und man mag auch die Notwendigkeit nicht begreifen, in wissenschaftlichen Veröffentlichungen sauber zu zitieren — geschenkt. Aber es dürfte doch jedem wahlberechtigten Menschen klar sein, dass es wenig Mühe macht, sich seine Doktorarbeit einfach zusammenzuklauen! Weiterlesen

Fußballverbot bei Vuvuzela-Konzerten!

Es ist beruhigend, dass trotz all der Störungen die Premiere der neuen Ein-Ton-Kompositionen von Philip Glass, Arvo Pärt et al. am 11. Juli im Stadion von Johannesburg stattfinden soll.

Ich freu ich mich schon.

Schland, o Schland

Bin ich der einzige, der beim aktuellen Schland-o-Schland-Medienhype an einen Star-Wars-Bösewicht denken muss?

„Bobba Fett gegen Schlando Schland — Duell auf Ulbar“, oder so?

Nein?

Niemand?

Warum reden nicht mehr Politiker Klartext?

Aus einer Bundestagsdebatte zum Thema „Rettungspaket für Griechenland“.
Naaa, wer hat’s gesagt?

Die Währungsunion wird uns um die Ohren fliegen, wenn Sie Zockerbanken und Hedgefonds weiter spekulieren lassen, wenn Sie weiter zulassen, dass ganze Staaten in die Pleite spekuliert werden und wenn Sie die aberwitzigen Finanzinstrumente, die das alles ermöglichen, nicht endlich verbieten.

(…)

In Deutschland ist der Schuldenberg nach Angaben der Bundesbank allein infolge der Bankenrettung um 98 Milliarden Euro angestiegen, 98 Milliarden Euro Schulden, die wir alle an der Backe haben. Gleichzeitig macht die Deutsche Bank, eine der indirekten Hauptprofiteure dieses Rettungspakets, schon wieder 30 Prozent Eigenkapitalrendite, erhöht die Dividende um 50 Prozent und zahlt Herrn Ackermann einen Bonus von 10 Millionen Euro. Zu diesem Glanzergebnis, das die Deutsche Bank da gemacht hat, das sei nur nebenbei erwähnt, hat gerade das Geschäft mit und die Spekulation gegen Staatsanleihen entscheidend beigetragen.

Ja, das ist doch so, als wenn ein Einbrecher mir mein Haus leerräumt, und ich anschließend zu diesem Einbrecher hingehe und sage: Bitte, gib mir einen Kredit, damit ich mich neu einrichten kann. Und dann sehe ich auch noch zu, wie dieser Einbrecher die Zinsen auf den Kredit immer weiter nach oben treibt, im Extremfall so weit, dass ich nicht mehr zahlungsfähig bin. Dann schickt er mir einen Gerichtsvollzieher ins Haus, der das Haus zum zweiten Mal leerräumt und auch noch alles mitgehen lässt, was der Einbrecher beim ersten Mal noch nicht mitgenommen hat. Das ist das, was Sie gegenüber den Banken machen.

(…)

Geben Sie doch lieber zu, dass Sie schlicht und ergreifend zu feige sind, die Finanzhaie an die Kandare zu nehmen

Je mehr ich zu diesem Thema lese, desto öfter denke ich: „Die Frau hat recht!“

Sie beobachten uns!

Gestern sah ich einen Wagen von Google Street View (schwarzer Kleinwagen (Golf?), Kennzeichen HH-GG-2312), der mit abgedecktem Kameraturm die Corrensstraße in südlicher Richtung befuhr.

Jetzt empfinde ich eine Mischung aus Stolz („Münster! Großstadt! London, zieh Dich warm an!“), Wehmut („Da geht sie hin, die provinzielle Unschuld…“) und Sorge („Hallo, Datenkrake Google? Wo soll ich meine Blutgruppe angeben, damit Sie die möglichst leicht finden?“).

Und dann wieder schulterzucke ich nur ganz blasiert und denke sowas wie „Tja, Datensammler in ihrem Lauf halten weder Och noch Esel auf“.

Geruhsame Feiertage

Die ZEIT über den aktuellen Sicherheitswahn

Die ZEIT hat einen Ausschnitt veröffentlicht aus dem neuen Buch von Juli Zeh und Ilija Trojanow. Der Titel des Artikels: „Staatliche Überwachung — Sicherheit total“. Lesepflicht!

„Und wie steht es mit Ihrer Lebensgefährtin, die kauft jede Menge Haarfärber, Fleckenlöser und Batterien. Das bedeutet: Wasserstoffperoxid, Azeton, Schwefelsäure! Halten Sie uns für blöd? Daraus kann jeder Idiot eine Bombe bauen. Natürlich behaupten Sie, Ihre Lebensgefährtin habe nicht vor, eine Bombe zu bauen. Das würde jeder antworten. Sollten Sie allerdings die Wahrheit sagen – wo liegt dann das Problem? Wir helfen Ihnen doch nur, diesen Verdacht aus der Welt zu schaffen, indem wir genau hinschauen. Das muss auch für Sie eine Erleichterung sein.“

„Externe Mitarbeiter“ in Ministerien ans Licht!

Seit Monaten lese ich regelmäßig bei LobbyControl, was für undurchsichtige Sachen in deutschen Ministerien ablaufen. Glaubt denn irgendjemand, dass Gesetze neutral und objektiv sind, wenn ihre Verfasser von der Industrie bezahlt werden statt vom Bürger?

Jetzt gibt es eine Petition, um die Verwaltungsvorschrift zu überarbeiten, welche vor einem Jahr halbherzig den Lobby-Sumpf trockenlegen sollte:

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Mitwirkung von externen Mitarbeitern in deutschen Bundesministerien an einer zentralen Stelle zeitnah veröffentlicht wird.

Es sollten mindestens folgende Informationen offen gelegt werden:
Gesamtzahl der externen Mitarbeiter,
Tätigkeitsbereiche,
Bearbeitete Projekte,
Bereitstellendes Unternehmen oder Organisation

Begründung

Durch externe Mitarbeiter in Bundesministerien können Interessengruppen oder Unternehmen direkten Einfluss auf die Arbeit der Bundesministerien nehmen. Hierdurch besteht die Gefahr, dass die Arbeit der Bundesministerien von ihrem im Grundgesetz festgelegt Umsetzungsgebot von Parlament und Rechtsprechung beeinflusst werden. Daher besteht aus meiner Sicht zumindest ein öffentliches Interesse zu erfahren, welche Interessengruppen oder Unternehmen in die Arbeit von Bundesministerien involviert sind. Dies sollte für die Öffentlichkeit an einer zentralen Stelle zeitnah einsehrbar sein.

Keine Panik! Macht euch nur ein wenig Sorgen…

Jetzt erst über Anne Roth gefunden: in der Frankfurter Rundschau erschien schon am 03. Juli ein guter Artikel von Frau Kiyak, in dem sie die Panikmache des Innenministeriums zerreist:

Hier sind die sensationellen Ermittlungsergebnisse:

Es könnte in Deutschland ein Anschlag verübt werden. Ein möglicher Grund wäre, dass man damit den Rückzug der deutschen Truppen in Afghanistan erpressen will. Die Attentäter sind entweder Islamisten, Terroristen oder islamistische Terroristen, in allen drei Fällen sind sie „potenziell gefährlich“. Auf jeden Fall gehören sie zur El Kaida. Dazu zählt jeder, der eine Sure murmelt, bevor er die Lunte im Rucksack zündet. Auch der „Rückkehrer“, der ein Terrorcamp in Pakistan besucht und mit einem Attentäterdiplom nach Deutschland zurückkehrt, könnte gefährlich sein.

Alles heiße Luft, was der Herr Staatssekretär da verkündet: mit ähnlich harten Fakten könnte man auch vor einem Putsch des Technischen Hilfswerkes warnen. Hey, die haben schließlich ausgebildete Sprengmeister in ihren Reihen!

Mich irritiert, dass niemand sich darüber aufregt, dass der Öffentlichkeit so ein diffuser Pudding aus Angstmache serviert wird. Wer genau hält sich denn in Deutschland auf, der ein solches Terrorcamp besucht hat? Plant er etwas? Wenn ja, warum ist er noch nicht festgenommen? Weil er doch nichts plant oder weil es ihm niemand nachweisen kann?

Oder gibt es konkrete Ermittlungsergebnisse, die man aber aus taktischen Gründen nicht verbreiten sollte? Weshalb werden der Presse dann Mitteilungen gemacht? Können nicht alle Sicherheitsbehörden einfach still und gewissenhaft ihre Arbeit erledigen? Offensichtlich nicht.

Danke, Frau Kiyak, Sie sprechen mir aus dem Herzen. Es nervt. Ich kann ja verstehen, dass alle Sicherheitsbehörden im Zweifelsfall lieber warnen als zu entwarnen — erstens sind sie dann wichtiger und kriegen ein größeres Budget, und zweites kann, falls tatsächlich mal was passiert, hinterher keiner sagen: „Wieso habt ihr uns denn nix gesagt?“ Dass aber diese Sicherheitsbehörden seit dem 11. September jeden Tag von neuem den Teufel an die Wand gemalt haben, steht auf einem anderen Blatt. Ein Wunder eigentlich, dass wir alle noch leben, bei soviel Terror überall. Heute abend schau ich als erstes unters Bett. Grmpf.

Mal ernsthaft: nimmt irgendwer diese „Hilfe, sie sind eventuell vermutlich überall, wir werden möglicherweise bestimmt vielleicht definitiv alle umgebracht, oder so“-Meldungen eigentlich noch ernst? Das ist doch längst nur noch Hintergrundrauschen: Staatsverschuldung, Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft, Terrorwarnung des Innenministers, das Wetter.
Guten Abend.

Handy-Ladung aus dem Äther

Nokia plant ein Handy, das sich im Standby-Betrieb unbegrenzt selber wieder auflädt. Die meisten Nachrichtenmeldungen faselten da was von — uiuiui — Elektrosmog, „den WLAN-, Funk- und TV-Antennen besonders in urbanen Gegenden abstrahlen“.

Natürlich werden wir hier in der Zivilisation ständig in elektromagnetischer Strahlung gebadet, und natürlich kann man diesen Feldern Energie entziehen, um beispielsweise ein Handy im Standby-Modus zu betreiben. Das Dumme ist nur, dass dieser Elektrosmog ja einen Zweck hat, nämlich die Informationsübertragung, und dass das Anzapfen die Felder schwächt. Weiterlesen

Ich verliere den Glauben an den Rechtsstaat

Tja, jetzt ist es wohl durch, das Internet-Zensur–und-Überwachungsgesetz. Die Koalition hat ziemlich geschlossen dafür gestimmt, die Opposition ziemlich geschlossen dagegen. Damit sind die beiden großen Parteien für mich unten durch.

Interessant fand ich in diesem Zusammenhang das Geständnis der Regierung, dass sie eigentlich gar keine Ahnung von der Materie hat und sich weder mit den Zahlen zu Kinderpornografie noch mit den Sperrlisten anderer Länder groß befasst hat — dazu ein gehässiger Blogeintrag bei der Verlorenen Generation.

Jetzt ist nur die Frage, warum so viele Abgeordnete für diesen gefährlichen Unfug gestimmt haben. Wurden die alle so schlecht informiert? Haben sie sich nicht getraut dagegen zu stimmen, weil sie sonst mit Kindervergewaltigern in einen Topf geworfen werden könnten? Wollen sie vielleicht unter der Hand tatsächlich den totalen Überwachungsstaat? Oder haben die alle einen Alien-Parasiten im Hirn, der sie fernsteuert?

Wieder mal der Wahl-o-mat

Bisher, ich gebe es zu, habe ich mich mit den Positionen der bei der Europawahl antretenden Parteien noch nicht groß befasst. Dafür gibt es jetzt eine aktualisierte Version des Wahl-o-maten, bei dem man mit ein paar Klicks seine Prioritäten setzt, und schon kriegt man — Pling! — eine Übersicht, welches Parteiprogramm wie gut zu den eigenen Vorstellungen passt. Sehr schön.

Was mir aufgefallen ist: die Hälfte der zur Wahl stehenden Parteien sind Rentnerrudel und Christenclubs. Drollig. Nichts gegen Rentner, nichts gegen Christen, aber warum gehen die nicht in die normalen Parteien und biegen sie nach ihren Zielen um? Kommt da keine Partei in Frage? Gibt es denn da so gar keine Überschneidung?

Ingwerbonbons

Kleine Dreisatzaufgabe für die jungen Weight-Watcher unter uns:

Der Inhalt meiner Ingwerbonbonpackung wiegt 60 g und besteht aus 14 Bonbons, und auf der Packung steht als
Nährwert in 100g:
Brennwert in kcal: 378

Frage 1: Wieviele Kilokalorien hat ein einzelnes Bonbon?

Frage 2: Wie lange wird es noch dauern, bis solche Ingwerbonbonpackungen, sagen wir, 53 oder 61 Gramm wiegen und 13 (oder 17 oder eine andere Primzahl) Bonbons enthalten?

Jetzt neu: krumme Packungsgrößen — für noch mehr Kopfrechenspaß!

Internetzensur

Spreeblick protestiert gegen das Gesetz zur Internetzensur, welches heute verabschiedet werden soll.

Interessante Aufmachung des Aufrufs, erfreulich gut angenommen von der Spreeblick-Leserschaft, vermutlich wie gewohnt ohne Effekt auf die Politiker. Trotzdem: hin da!

Supersichere Internetfilter

27 Sekunden, Frau von der Leyen — 27 Sekunden!

Das ist doch alles nur, Verzeihung, eine große Verarschung. Man schießt mit der großen Zensur-Kanone auf das Internet und beklagt wortreich die Opfer, die von der Normalbevölkerung nunmal gebracht werden müssen, während die Kinderporno-Verteiler weiter fröhlich Festplatten rumschicken. Vom Standpunkt des Kinderschutzes albern, vom Standpunkt des Eingriffs in die Informationsfreiheit gefährlich.

(über Herrn Vetter)

Schuldenprobleme

Im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise, mit Rettungsplänen und Bankenübernahmen und Milliardenzahlungen fällt mir immer ein alter Spruch ein, der hier gut passt:

Wenn Du plötzlich einhunderttausend Euro Schulden hast, hast Du ein Problem.
Wenn Du plötzlich einhundert Millionen Euro Schulden hast, hat Deine Bank ein Problem.

Und wenn Deine Bank plötzlich einhundert Milliarden Euro Schulden hast, hat Dein Staat ein Problem…
aber Du kriegst trotzdem ein paar Millionen Abfindung.